In diesem Jahr hat sich der Wirkungskreis des Hopfens erheblich ausgedehnt: Wie die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ.online) meldet, bringt ein Hersteller für Nahrungsergänzungsmittel erstmals zwei apothekenpflichtige hopfenhaltige Präparate für die Wechseljahre heraus. Beide Produkte beruhen im Bereich der Phytoöstrogene allein auf Hopfenextrakt. Das ist neu, denn die bisher erhältlichen Präparate setzen vor allem Isoflavone aus Soja oder Rotklee oder Lignane aus dem Leinsamen ein.
Das Thema „Wechseljahre“ geht viral und interessiert auch Männer. So produzierte der britische Unternehmer und Podcaster Steven Bartlett gleich mehrere Episoden dazu auf seinem Youtube-Kanal „The Diary of a CEO“, mit dem er 7,5 Millionen Abonnenten erreicht. In einer der Folgen sagt Bartlett, dass er selbstverständlich mehr über die Wechseljahre erfahren will, weil er seine Partnerin besser verstehen und die Aufklärung für das Wohlergehen von Frauen vorantreiben möchte.
So sind die Wechseljahre durch hormonelle Veränderungen gekennzeichnet. In dieser Zeit schwanken die Spiegel der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron, bis sie letztendlich sinken, was zu einer Vielzahl von Symptomen führt. Am bekanntesten sind Schlafstörungen, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Gelenkschmerzen, Abnahme der Knochendichte, was zu Osteoporose führen kann, und Depressionen. Die Intensität der Symptome variiert von Frau zu Frau.
Der wichtigste Wirkstoff im Hopfen für diese Vorgänge ist das Phytoöstrogen 8-Prenylnaringenin (8-PN). 8-PN hat eine hohe Affinität zu den im weiblichen Körper befindlichen Östrogenrezeptoren und kann Symptome wie Hitzewallungen und Schlafstörungen lindern. Es wirkt ähnlich wie das körpereigene Östrogen, indem es an die gleichen Rezeptoren bindet. Außerdem haben Xanthohumol und andere Flavonoide im Hopfen antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften, die bei sinkendem Östrogen quasi einspringen können. Denn Östrogen hat auch entzündungshemmende Eigenschaften und schützt das Gewebe vor oxidativen Schäden.
In Bartletts Videos mit Expertinnen wie der Ärztin Mary Claire Haver oder der Neurowissenschaftlerin Lisa Mosconi kommt auch zur Sprache, dass bisher zu den Symptomen und Therapien der Wechseljahre nur wenig geforscht wurde und tendenziell die Beschwerden von Frauen bisher nicht ernstgenommen oder als „Alterserscheinungen“ abgetan werden. Das ändert sich mit den geburtenstarken Jahrgängen, den Baby-Boomern und den Nachfolge-Generationen X und Y: Immer mehr aktive und selbstbewusste Frauen erreichen die Wechseljahre.
So stellt sich hoffentlich auch in der Frauenheilkunde eine Wende ein – und zugleich öffnet sich ein neues Feld für den Hopfen, dessen Phytoöstrogene nun pharmazeutisch zur Anwendung kommen. Das bedeutet freilich nicht, dass Bier fortan als Therapeutikum dienen darf. Die besagten Nahrungsergänzungsmittel enthalten 67 mg Hopfenextrakt und davon 40 µg 8-PN in der empfohlenen Tagesdosis – eine Dosis, die durch Biertrinken nicht annähernd erreicht werden kann.
Abschließend ein gewagter Sprung vom Klimakterium zum Klimawandel. Denn im Hopfengarten und im Sudhaus steht ebenfalls ein Wechsel an. Wir ermutigen erneut alle Brauereien, von den empfindlichen, nicht-klimaresistenten Sorten auf robuste Neuzüchtungen umzustellen. Das dient dem Wohl der Hopfenwirtschaft und der Qualität der Biere. Somit gilt auch im Brauhaus das Wort vom „Hopfen in den Wechseljahren“. Das Brewing Solutions Team von Barthhaas berät dabei gern.